Einweihungsfahrt auf der fränkischen Saale

Veröffentlicht am 11. September 2025 um 18:00

Tagebucheintrag Nr. 4

Unsere erste Kajaktour stand bevor! Mit den Kajaks sicher auf dem Dach fixiert, fuhren wir 6,5 Stunden von Basel nach Bad Neustadt. Die Fahrt dauerte länger als geplant, da wir uns erst an das Pfeifen und Wackeln der Boote auf dem Dach gewöhnen mussten – aber das gehört dazu.

Am nächsten Morgen (08.09.) standen letzte Vorbereitungen an: Proviant einkaufen und ein kurzer Abstecher in den Baumarkt, um die fehlenden Kleinigkeiten zu besorgen. Am Einstiegspunkt in Bad Neustadt, direkt hinter der Strassenbrücke St2445, luden wir die Boote ab und verstauten alles, was wir mitnehmen wollten. Nachdem alles sicher verstaut war und wir uns umgezogen hatten, standen wir bereit am Ufer der kleinen Fränkischen Saale. Traditionell bekommen Boote einen Namen, und so führten wir ein kleines Taufritual durch, nachdem wir uns auf der Fahrt Gedanken gemacht hatten. Die Namen? Sirona (mein Kajak) und Nepomuk (Matthias' Kajak). Die Bedeutung der Namen erzählen wir euch ein anderes Mal – jetzt ging es endlich los!

Der Wasserstand lag mit 160 cm gerade so an der empfohlenen Grenze. Die Tour begann direkt mit Abschnitten voller kleiner und grösserer Stromschnellen. Anfangs war ich etwas unsicher – ich wollte mein Kajak nicht gleich zerkratzen und konnte schlecht einschätzen, wo die Steine lagen. Spoiler: Weder Matthias noch ich blieben ohne Kratzer, aber immerhin sind wir nicht gekentert! Der kleine Fluss schlängelte sich durch eine verlassene, naturbelassene Landschaft, geprägt von seichtem Wasser und überhängenden Bäumen. Naturbeobachtungen begleiteten uns: Wir sahen Kraniche, einen Fuchs, einen Biber, einen Grünspecht, zahlreiche Fische, drei Graureiher und als Highlight mindestens fünf Eisvögel! Mit ihren leuchtend blauen Flügeln und der rotbraunen Brust sind sie seltene Einzelgänger, daher vermuteten wir, dass es sich um eine Familie mit Jungtieren handelte. Auch Enten begleiteten uns fluchtartig, was fast einer Entenjagd gleichkam.

Nach 7,9 km und etwa zwei Stunden erreichten wir das Wehr in Unterebersbach. Hier legten wir eine Pause ein, während wir etwa 100 m umtragen mussten. Wir überprüften auch die Rückfahrt: Die letzte Busverbindung, die Matthias von Steinach/Roth zurück nach Bad Neustadt bringen sollte, fuhr in 1,5 Stunden, und wir hatten noch 4,4 km vor uns. Kurzerhand wanderte die Zimtschnecke zurück in den Rucksack, und wir setzten unsere Tour etwas eilig fort. Trotz der Hektik schafften wir es nach 50 Minuten pünktlich zum Ausstieg. Damit ging der erste Tag unserer Zweitagestour zu Ende.

Am zweiten Tag wollten wir von Steinach/Roth bis nach Bad Kissingen paddeln. Leider machte uns der niedrige Wasserstand einen Strich durch die Rechnung – er lag bei nur 155 cm und in der Nacht noch tiefer. Da wir bereits am Vortag merkten, dass der Pegel grenzwertig war, entschieden wir uns kurzerhand um: Unsere neue Route begann in Bad Kissingen an der "Saline". Wieder befestigten wir die Kajaks auf dem Dach und fuhren zu einem kostenfreien Parkplatz. Danach gingen wir etwa 500 Meter zu Fuss bis hinter das alte Turbinenhaus. Das Wehr hätten wir theoretisch befahren können, aber bei dem niedrigen Pegel war uns das zu riskant. Also starteten wir unterhalb des Wehrs und paddelten durch das malerische Bad Kissingen. Die Menschen an der Uferpromenade winkten und grüssten uns freundlich zu, als wären wir alte Bekannte oder eine neue Attraktion. Der Anblick der Villen und Palmen entlang der Saale vermittelte ein fast exotisches Urlaubsgefühl – fast wie in Ägypten!

Nach etwa 50 Minuten und 3,5 km durch die Stadt erreichten wir das Walzenwehr Lindesmühle. Da dieses nicht befahrbar ist, machten wir erneut eine Mittagspause unter einer Brücke, zu unserem Glück, da es kurz darauf zu regnen begann. In Regenkleidung ging es nach der Pause weiter. Der Fluss wurde wieder seichter, mit Bäumen im Wasser und einigen Stromschnellen. Auch hier hätten 20 cm mehr Wasserstand nicht geschadet. Neben der erneuten "Entenjagd" sahen wir Gänse, Silberreiher, Graureiher und erneut zwei Eisvögel. Kurz vor unserem Tagesziel in Euerdorf testeten wir unser Abschleppseil. Für mich war das eine entspannte Fahrt, und auch Matthias fand es einfacher als gedacht. Am Tagesziel Euerdorf angekommen, wartete ich geschützt wieder unter einer Brücke, während Matthias das Auto holte. Nach dem Aufladen und der Rückkehr zum Übernachtungsort liessen wir den Abend gemütlich mit Gorgonzola-Nudeln und Wiener Schnitzel ausklingen – schliesslich hatten wir nach rund drei Stunden paddeln und knapp 12 Kilometern ordentlich Hunger.

Diese zwei Tage haben uns gezeigt, dass unsere eigenen Kajaks genau das bieten, was wir uns erhofft haben: Ruhe, abwechslungsreiche kleine Flüsse, unberührte Natur und unvergessliche Momente – ganz für uns allein.

Bis dahin, macht’s gut und vielleicht sehen wir uns ja auf dem Wasser!

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